Südkurier 8.6.2018: Die Abiturprüfungen sind fast geschafft, nun geht es für die meisten Schüler um die Frage: wohin nach dem Abschluss? Die Ratlosigkeit ist oft groß, denn die Möglichkeiten sind vielfältig. Ein Studium, eine Ausbildung oder die duale Berufsbildung sind nur einige der Wege, die die Abiturienten einschlagen können. Eine besondere Entscheidungshilfe in dieser schwierigen Situation erhielten sechs Schüler des Technischen Gymnasiums Singen.

Als diesjährige Preisträger des Technik-Förderpreises durften sie erste spannende Erfahrungen in der Welt der Technik sammeln, denn der Preis, der vom Lions Club Singen-Hegau gestiftet wird, beinhaltet mehr als nur die 500-Euro-Prämie, die den Schülern traditionell bei ihrem Abiball überreicht wird. Marietta Lindner, Johannes Geiser, Velten Kissmehl, Nikolai Klatt, Marius Eckert und Niklas Ries durften einen Tag lang in den Arbeitsalltag eines Technikunternehmens eintauchen und an der Seite einer Führungspersönlichkeit interne Strukturen und Abläufe kennenlernen. "Ich habe eine Führung durch das Unternehmen bekommen, was ich sehr spannend fand", berichtet Velten Kissmehl von seinem Besuch bei GF in Singen. Er habe viele Menschen kennengelernt und an verschiedenen Sitzungen teilgenommen, ergänzt er und stuft den Tag als wertvolle Erfahrung ein. Michael Edbauer, Mitglied der Geschäftsleitung bei GF, blickt ebenfalls zufrieden auf den Tag mit seinem Hospitanten zurück: "Auch mir hat es Spaß gemacht, weil es ein ganztägiger Dialog war und ich denke, dass wir den Tag für Herrn Kissmehl so spannend wie möglich gestaltet haben." Für den Schüler steht jetzt eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker bei der Wefa auf dem Programm.

Wertvolle Erfahrungen hat auch Marius Eckert während seines Tages bei Designfunktion in Singen gemacht. Er habe vor allem viel über die Arbeit und Kommunikation mit Kunden gelernt, erklärt der Schüler und führt aus: "Mir wurde gezeigt, wie man komplexes Wissen für Kunden möglichst einfach darstellt und vermittelt. Ich durfte nicht nur bei Kundengesprächen dabei sein, sondern habe auch einen ersten Eindruck davon bekommen, wie man sich als Unternehmer ein Netzwerk aufbaut." Von seinem Plan, nach der Schule etwas im Bereich klassisches Design und Gestaltung zu machen, ist er durch den Hospitanztag abgerückt. "Aber auch das sei schließlich eine wichtige Erkenntnis", lautet sein Fazit.

Nikolai Klatt hatte eine klare Vorstellung davon, was er an seinem Tag bei Fischer Computertechnik herausfinden wollte. "Man sagt ja immer, dass Selbstständigkeit bedeutet, dass man selbst und ständig arbeitet. Mich hat daher vor allem interessiert, was eine Führungskraft konkret macht und wie der Tag eines CEOs aussieht", verrät er. An der Seite von Carl Pfeffer, dem Chef des Stahringer Unternehmens, bekam er Antworten auf seine Fragen, knüpfte neue Kontakte und kam schließlich zu dem Schluss: "Mich irgendwann selbstständig zu machen, kann ich mir gut vorstellen." Auch seinem Mitschüler Niklas Ries hat seine Hospitanz bei Inpotron in Hilzingen gefallen. Sein Plan, Physik mit dem Nebenfach Informatik und Elektrotechnik zu studieren, wurde durch den Tag gefestigt. Für Johannes Geiser, der bei Wefa Inotec hospitierte, geht es nach der Schule voraussichtlich mit einem Mathe- und Maschinenbaustudium weiter und Marietta Lindner, die einen Tag im Architekturbüro FX Wuhrer verbrachte, wird sich an der Uni mit dem Thema Umwelttechnik beschäftigen. Dass sie die einzige Preisträgerin ist, soll sich laut Lions-Sprecher Bruno Maier zukünftig ändern: "Wir brauchen junge Damen in der Industrie, da muss man Anreize schaffen", findet er. Die Zukunftspläne der sechs Abiturienten zeigen: Der Lions Club hat sein Ziel erreicht. Junge Menschen für einen technischen Studiengang zu begeistern, war laut Maier die Intention, als der Technikpreis im Jahr 2013 zum ersten Mal vergeben wurde.

Schulleiter Stefan Fehrenbach zeigt sich begeistert von dem Projekt, das neben den Hospitanztagen auch einen Besuch in einer universitären Forschungseinrichtung und die Besichtigung eines High-Tech-Unternehmens beinhaltet. "Wir sind auf einem super Weg mit einem super Programm und super Partnern", fasst er seine Eindrücke zusammen. Außerdem sei er sich sicher, dass auch in diesem Jahr wieder sechs Schüler ausgewählt wurden, die die Eigenschaften einer Führungskraft mitbringen und die eine erfolgreiche Zukunft vor sich haben.
Der Preis

Der Technikpreis wird seit 2013 jährlich vom Lions Club Singen-Hegau an sechs Singener Schüler vergeben, die kurz vor dem Abitur stehen. Der Club wolle damit junge Menschen für technische Studiengänge begeistern und so aktiv gegen den Fachkräftemangel in den Bereichen Technik, Mathematik und Naturwisschenschaften angehen, erklärt Lions-Mitglied Eberhard Grundgeiger. Interessierte Schüler bewerben sich schriftlich um die Teilnahme und eine Kommission aus Lehrern, Schülern und Lions-Vertretern wählt schließlich die Preisträger aus. (svg - Svenj Graf)